Neues Buch: Endemiten in Österreich                Zurück

 

Galapagos-Riesenschildkröten oder die Lemuren Madagaskars sind spektakuläre Beispiele für Arten, die nur in einem eng begrenzten Gebiet vorkommen. Solche Kostbarkeiten der Biodiversität – Endemiten, so der biologische Fachbegriff dafür – kommen aber auch in Österreich vor: darunter auch die auffällige Wulfenia, die Kärntner Nationalblume, die ausschließlich auf den Almwiesen in Umgebung des Gartnerkofels in den Karnischen Alpen zu finden ist. Das Umweltbundesamt hat gemeinsam mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten erstmals einen umfassenden Überblick über die Tier- und Pflanzenarten herausgegeben, die nur in Österreich vorkommen. Das Buch „Endemiten – Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt" wird heute im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten in Klagenfurt präsentiert.

 

Cover


 

Auf 924 Seiten wird im Buch „Endemiten – Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt“, das in Zusammenarbeit mit mehr als 50 BiologInnen enstanden ist, die Biologie und Verbreitung dieser Arten detailliert beschrieben. Das auch für die Projektleiter, die Biologen Dr. Wolfgang Rabitsch und Dr. Franz Essl überaus überraschende Ergebnis: 581 Tier- und 167 Pflanzenarten kommen ausschließlich in Österreich vor – mehr als in jedem anderen Land Mitteleuropas. Die meisten österreichischen Endemiten finden sich unter den Wirbellosen: 174 Käfer, 80 Schnecken und 46 Spinnen. Aber auch einige Wirbeltiere finden sich darunter: sechs Fischarten und die Bayerische Kurzohrmaus.

Hotspots der Endemiten in Österreich

Die meisten endemischen Tier- und Pflanzenarten leben zwischen 1.700 und 2.000 Meter Seehöhe. „Österreichs Endemiten besiedeln bevorzugt die während der Eiszeit wenig vergletscherten Randbereiche der Alpen, wo diese Arten überdauern konnten und bis heute kleinräumig verbreitet sind“ erläutert Dr. Wolfgang Rabitsch. Die wichtigsten „Hotspots“ befinden sich in den Kalkalpen Niederösterreichs und der Steiermark sowie in den Kärntner Südalpen.

 

Gehäuft kommen Endemiten in sensiblen Extremlebensräumen vor, dazu zählen zum Beispiel Quellschneckenarten, die in ganzjährig kalten Quellen leben, oder auch in Thermalbächen verbreitet sind, wie etwa im Hansybach in Bad Vöslau, der das ganze Jahr eine Wassertemperatur von 25°C aufweist. Auch in Höhlen finden endemische Arten wie blinde Höhlenkäfer ihr Auskommen.  „Diese Extremlebensräume sind Experimentierstuben der Evolution und verdienen bestmöglichen Schutz“ erklärt Dr. Franz Essl. Unter den Endemiten finden sich aber auch Arten, die ein relativ großes Verbreitungsgebiet haben, wie zum Beispiel die österreichische Wolfsmilch, die in den nordöstlichen Kalkalpen vom Salzkammergut bis zum Ötscher vorkommt. Auch für die Wissenschaft neue Arten sind in Österreich noch zu entdecken: So wurde in den Hochlagen der Niederen Tauern in der Steiermark 2003 eine neue Pflanzenart entdeckt: der Steirische Steinbrech.

 

© D. Jutzeler

Mohrenfalter


Gefährdung

Lebensraumzerstörung und auch der Klimawandel sind die Hauptgefährdungsursachen für Endemiten in Österreich. Wegen ihrer speziellen Lebensraumansprüche sind Endemiten ausgezeichnete Gradmesser für die Bedrohung ihrer Lebensräume.

Rückfragehinweis:

Ingrid Wiedner, Kärntner Landesmuseum

Ingeborg Zechmann, Pressestelle Umweltbundesamt, mobil 0664/611 90 94

 

 

Literatur:

Wolfgang Rabitsch & Franz Essl: Endemiten – Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten & Umweltbundesamt, 924 Seiten, 49,00 € zuzügl. Porto.

 

Bezugsadresse:

Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten

Museumgasse 2

9021 Klagenfurt

 

» E-Mail

Tel.: 050 536 30574